Nein, mein Handy wurde nicht geklaut und ich will auch eure Nummer nicht. In letzter Zeit lese ich solche Sätze aber wieder häufiger in social media und frage mich: Wie kann das sein? Ich gebe zu, der Titel ist schon etwas reißerisch formuliert, aber bei einem Titel wie „Wie ich mein Backup mache“ errege ich nicht die gewünschte Aufmerksamkeit. Gut wäre auch gewesen: „Er machte sein Backup und dann geschah etwas Unglaubliches…“ <- ClickBait. Ganz besonders stolz bin ich ja auch auf die mehrfache Verwendung des Ausrufezeichens und des Leerzeichens zwischen Satzende und Satzzeichen. Dabei rollen sich mir wirklich die Fußnägel auf…
Handydaten
Um mal direkt den Auslöser für diesen Artikel zu bedienen, gehe ich zuerst auf das geliebte Handy ein. Im speziellen kümmere ich mich hier um Android, da ich die Geräte der Fruit Company nicht mag. Sollte da aber besonderer Bedarf bestehen, schreibt mir und ich erweitere den Artikel.
Wenn man über ein Backup für sein Handy nachdenkt, muss man sich erstmal überlegen, was denn so wichtig daran ist. Also außer dem überteuerten Anschaffungspreis natürlich. Was passiert, wenn das Handy nicht mehr da ist, was fehlt? Und wenn AUA, wie komme ich an die Daten?
Kontakte
Bei mir stünden Kontakte ganz oben auf der Liste. Das bedeutet, ich muss dafür sorgen, dass meine Kontakte ohne mein Zutun (ganz wichtig !!!) das Handy verlassen und irgendwo gespeichert werden, wo ich hinterher dann auch dran komme. Wenn ich nun mit einem Androiden unterwegs bin (wie 50% der Menschen in Westeuropa), ist die Sache eigentlich sehr einfach: Ich melde mich auf meinem Handy mit meinem Google Konto an und richte die Synchronisation der Kontakte zu Google ein.
Wer nun glaubt, Google stiehlt seine Kontakte, braucht einen Aluhut. Google weiß sehr genau, wer ihr seid, wer eure Freunde sind etc. Genau wie Facebook und all die anderen, großen Werbenetzwerke. Also keine Sorge, ihr seid schon blank. Zieht wenigstens euren Nutzen daraus.
Fotos
Ich selbst mache sehr viele Fotos, auch mit dem Handy. Das sind dann nur selten Kunstwerke, sondern eher lustige Schnappschüsse und Dokumentation. Trotzdem sind sie mir alle wichtig, denn in den allermeisten Fällen gibt es einen persönlichen Bezug. Das bedeutet: der Verlust würde mir wehtun.
Zum Glück bietet Google auch hier einen eigenen, eingebauten Dienst an: Fotos. Mithilfe der gleichnamigen App lassen sich die Fotos sichern, bei begrenzter, für social media ausreichender Größe sogar ganz ohne Limit. Wer unbedingt die volle Größe der Fotos sichern will, hat aktuell 5GB dafür zur Verfügung. Das reicht eine Zeit, aber wahrscheinlich nicht über 10 Jahre oder so.
Allgemeine Einstellungen
Ich würde auch jedem empfehlen, das Backup zu Google einzustellen. Dieses enthält WLAN Daten wie access points und Passworte. Es ist schon sehr angenehm, wenn man nach einer Neuinstallation oder bei einem neuen Handy nur das Google Passwort eingeben muss und eine Stunde Später ist das Handy betriebsbereit. Das erste, was dann passiert, ist die Verbindung in bekannte WLANs, danach werden die Apps installiert, die zuletzt drauf waren. Viele Apps unterstützen inzwischen das Google Backup, so dass sogar deren Einstellungen dann wieder da sind. Dazu Launcher Einstellungen wie Hintergrundbild, Widgets etc. Bequemer geht es nicht.
Auch bei diesen Daten muss man sich keine Sorgen machen, denn alles wird vernünftig verschlüsselt gespeichert – bis auf die WLAN Passworte. Ja, Google kennt jetzt euer WLAN Passwort. Und nun? Kommt einer und surft heimlich auf eure Kosten? Ich glaube eher nicht…
Ohne Google
Ich selber möchte die Angelegenheit allerdings lieber ohne Google regeln, da ich ja auch viel mit Kundendaten herummache. Ich glaube nicht wirklich, dass da mal irgendwas von Google genutzt wird, aber ich als Unternehmer habe ja auch mit Datenschutz zu tun. Rein rechtlich darf ich die Daten, die ich von meinen Kunden habe, nicht weitergeben. Auch nicht als Backup an Google. Die Fotos sind nochmal was anderes, das wäre wahrscheinlich unangenehm. Hier liegt der Fall nach deutschem Recht so, dass meine Kunden die Dienstleistung und die Nutzungsrechte gekauft haben. Das Urheberrecht habe immer noch ich als Fotograf. Nach meiner bescheidenen Meinung sollte das vor Gericht was zählen, sollte es jemals soweit kommen. Ich hoffe es nicht…
Kalender und Kontakte
Der Verlust von Kalender und Kontakten wäre für mich eine Katastrophe, also muss ich mich drum kümmern. Nach ausgiebigen Tests habe ich mich dazu entschieden, auf meiner Synology ein Nextcloud zu installieren. Auf die Synology werde ich in einem anderen Artikel noch intensiver eingehen. Nextcloud hat Module für Kalender und Kontakte, die per CalDAV und CardDAV arbeiten. Hier und da zuckt das mal ein bisschen, aber insgesamt läuft alles sehr zufriedenstellend. Die Synology bietet auch selbst Cal- und CardDAV an, allerdings nur für die lokal eingerichteten Benutzer und mit reinem Remotezugriff. Es war mir an dieser Stelle wichtig, auch ein schönes und funktionales Webinterface zu haben. Nicht jeder, der darauf zugreift, will alles auf seinem Handy einrichten. Oder man braucht mal eine größere Übersicht. Oder oder oder.
Nextcloud arbeitet intern mit einer MariaDB, die regelmäßig und automatisch ihr Backup in ein bestimmtes Verzeichnis schreibt, das dann nochmal extern gesichert wird. Auch dazu mehr, wenn es um die Synology geht.
Fotos
Da ich ja viel mit Fotos arbeite, will ich diese auch gesichert wissen. Dabei geht es nicht nur um die Fotos, die ich selber mache, sondern auch um die, die mir geschickt werden. Das geht mit Foldersync sehr gut, das mit SFTP umgehen kann und auf diesem Wege die Fotos (und weitere Daten) vom Handy auf die Synology kopiert. Dabei spielt es keine Rolle, wo ich mich befinde. Da ich allerdings ohne Datenflatrate unterwegs bin, habe ich Foldersync so eingestellt, dass Daten nur bei WLAN Verbindung kopiert werden. Foldersync hat den Vorteil, dass ich Quelle und Ziel völlig frei definieren kann und dabei auch nicht auf bestimmte Datentypen beschränkt bin.
Fehlt noch:
wie mache ich ein redundantes Backup und wie mache in ein redundantes Backup vom redundanten Backup. Es soll Leute geben (mich), die sowas machen. Obwohl ich gestern hörte: „Backs sind was für Warmduscher und Schattenparker“. Mal ehrlich leutz: wenn es um meine Date(i)en geht, kann die Dusche gar nicht heißt genug und die Tiefgarage gar nicht dunkel genug sein. Drei Backups von allem was wichtig ist an verschiedenen Orten sind Pflicht. Das kann man akzeptieren oder man beklagt eines Tages den Verlust seiner Daten (im letztgenannten Fall gilt dann: „heul draußen weiter!“)
Da hast du absolut Recht, wie die Kette dann weitergeht wird im nächsten Teil behandelt 🙂
Allerdings gibt es hier wirklich viele verschiedene Typen von Leuten. Es gibt die, die ihre Risikobereitschaft lautstark nach außen tragen (wahrscheinlich um im Falle des Falles nicht alleine dazustehen) und es gibt die, die zwar wollen, aber von Technik Pickel bekommen. Wobei das meiner Meinung nach nichts mit Technik zu tun hat, sondern nur mit Nachdenken. Aber manchmal ist es schlicht so, dass es den Leuten egal ist. Ich versuche hier ja nur, einen kleinen Anstoß zu geben.