Ich will mich ja schon etwas länger Analog orientieren. Ein paar Filme habe ich schon mit meiner Minolta XD7 verschossen und diese dann auch brav in ein Labor geschickt anstatt zu DM oder so zu laufen. Das ist nun soweit ganz nett, aber irgendwie doch nicht das Wahre, beziehungsweise das ganze Abenteuer.
Zum einen ist das Filme schicken doch relativ teuer. Ich meine, für einen SW Film bei meinfilmlab.de inklusive Scan, um die 12€ bezahlt zu haben. Dagegen steht das angeschaffte Equipment mit ungefähr 100€, dessen Chemie für ca. 10 Filme gut sein soll (Adonal 5€, Adofix 9€). Das kann man jetzt mal nachrechnen. Dinge wie der Entwicklungstank, Messbecher, Thermometer, etc. sind einmalige Anschaffungen, also sind die Folgekosten für Chemie wesentlich geringer.
Der Zeitaufwand ist dabei nicht zu vernachlässigen: dieser ist bei Eigenentwicklung sehr viel geringer! Habe ich ungefähr eine Woche darauf gewartet, dass die entwickelten Negative in der Post sind, könnte ich mit etwas Übung bei Eigenentwicklung schon nach ca. zwei Stunden am Ziel sein.
Zum anderen ist das Film knipsen zwar ein eigenes Feeling, aber das Entwickeln bringt noch sehr viel mehr Handwerk, Abenteuer und Einflussmöglichkeiten. Meiner Meinung nach ist die Sache nur damit wirklich rund. Scannen muss man dann natürlich auch selber, was zugegeben mühsam aber möglich ist. Wenn man keine Haustiere hat.
Bevor ich jetzt also mit der Beschreibung des von mir angewandten Prozesses beginne, kann ich jedem nur raten, sich vernünftig einzulesen und sich Notizen zu machen. Hat man einmal begonnen, ist keine Zeit mehr für Nachforschungen. Außerdem ist natürlich eine vernünftige Arbeitsumgebung wichtig, sowie Schutzkleidung: Handschuhe und Schutzbrille. Als Arbeitsumgebung hat mir eine ganz normale Küchenspüle gereicht, plus ein wenig Platz für das Handy, das Notizbuch und ein wenig Panikplatz.
Equipment
Ich habe mir das Starterset von Foto Impex bestellt, da es ja leider den Spürsinn Shop nicht mehr gibt. Bei Spürsinn habe ich schon Filme und anderen Kleinkram bestellt. Der Shop hat mir immer sehr gut gefallen, weil man stets den Eindruck hatte, dass die Leute mit Leidenschaft dahinter stehen. Der Webauftritt war sehr modern, es gab immer sehr viel Informationen zu den Produkten was einem den Eindruck vermittelte, nicht mit unbekannter Materie alleine dazustehen. Das macht Foto Impex auch, allerdings sind die Infos für absolute Anfänger nicht ganz so ausgeprägt wie es bei Spürsinn der Fall war.
Im von mir bestellten Starterset ist enthalten:
- Eine Paterson- Zweifach- Tank mit zwei Filmspiralen
- Ein Thermometer
- Ein 25 ml Messzylinder
- 100 ml ADONAL Filmentwickler
- 100 ml ADOFIX Fixierer
- 50 ml ADOFLO Netzmittel
- Ein belichteter Film um das Einspulen zu üben
Dazu habe ich noch bestellt:
- Paterson Messkrug 1L 2x
- Weithals Laborflaschen 2x
- Paterson Wechselsack, groß
Der Wechselsack ist ein Muss – ganz klar. In einer der Laborflaschen habe ich direkt einen Liter Fixierer angesetzt, also verbraucht. Einen der 1L Messkrüge habe ich zum Mischen des Entwicklers benutzt. Dass ich nur einen Messkrug gebraucht habe, liegt daran, dass ich nicht von Anfang an geplant hatte, direkt einen Liter Fixierer anzusetzen. Mir ist erst im Laufe der Recherchen klar geworden, dass man den mehrfach nutzen kann und nicht jedesmal frisch ansetzen muss. Ich meine auch, dass ich die Laborflaschen ursprünglich als Abfallbehälter geplant hatte. Den verbrauchten Entwickler sammle ich jetzt aber in einer alten Waschmittel Flasche, also da was gespart. Klar ist aber natürlich, dass immer sehr gründlich gewässert werden muss, wenn verschiedene Dinge im selben Behältnis gemischt werden.
Entwicklung
Zur Vorbereitung habe ich viel gelesen, Videos geschaut und aufgeschrieben. Mein Eindruck bis jetzt ist, dass es sehr viel Grauzone gibt. Irgendwie ist alles flexibel und Geschmacksache. Das ist dann wahrscheinlich der Teil mit dem Spaß… Wenn ich mal sicherer bin und das Experimentieren anfange, sehe ich das vielleicht auch so. Push und Pull Entwicklungen sind ja immer ein Schuss ins Blaue, was auch irgendwann mal kommen wird. Aber jetzt, als Anfänger, bin ich für klare Ansagen dankbar.
Ich habe mich erstmal für die Entwicklung eines Schwarz/Weiß Filmes entschieden, weil ich den Eindruck bekommen habe, dass das einfacher ist als eine Farbentwicklung. Es scheint sehr viel mehr Spielraum zu geben, den Film auch durch die Entwicklung zu beeinflussen.
Bestandsaufnahme
Wir haben:
- Kodak TRI-X 400 Film
- Adonal (Rodinal) Entwickler
- Adofix Fixierer
Wir brauchen:
- Entwicklunszeit
- Flüssigkeitsgemische fertig (Entwickler und Fixierer in der richtigen Dosierung)
- Schüttelrhytmus
Alchemie
Die Entwicklungsezeit wird durch die Verdünnung, den Film und den Entwickler bestimmt. Auf der Seite digitaltruth.com gibt es Hinweise, die sich auf bekannte Kombinationen beziehen. Ich habe mir auch zwei Apps für das Handy runtergeladen, von denen ich den Eindruck hatte, sie würden mir beim Mischen und Zeitstoppen helfen. Da habe ich aber falsch gedacht, anscheinend wird dort zuviel Vorwissen vorausgesetzt. Beide haben mir nicht geholfen, weshalb ich die Zeit dann manuell gemessen habe.
Ich habe mich an die Angaben für den Entwickler Rodinal gehalten, obwohl Adonal drauf steht. „Adox Adonal nach Rodinal original Rezeptur“ vermittelt mir den Eindruck, dass das so passen könnte. Das Mischverhältnis ist 1+50, was eine Entwicklungszeit von 13 Minuten ergibt.
300ml / 50+1 Teile = 5,88ml Entwickler
Meine Arbeitsmenge Flüssigkeit ist 300ml für einen Film. Bei einer Verdünnung 1+50 heißt das, ich brauche 6ml Entwickler in insgesamt 300ml Flüssigkeit. Um den Fixierer kümmere ich mich nicht, denn den habe ich auf den kompletten Liter fertig angesetzt und schütte später einfach so viel in den Tank, dass der Film bedeckt ist. Nach der Fixierung gieße ich alles wieder in die Flasche zurück aus der er gekommen ist, denn ich werde den Fixierer wiederverwenden.
1000ml / 9+1 Teile = 100ml Fixierer
Die Temperatur aller Flüssigkeiten muss über den gesamten Prozess 20°C betragen. Das kann schwieriger werden als man denkt, denn wenn man entweder in einem Altbau wohnt oder mit Durchlauferhitzer arbeitet, gibt es erhebliche Temperatursprünge. Bei uns scheint der Einschaltpunkt des Durchlauferhitzers ungefähr bei 20°C zu liegen, weshalb ich manchmal mit heftigen Sprüngen zu kämpfen hatte. Nervenkitzel muss sein…
Temperatur durchgehend 20°C
Jetzt kommt die wirkliche Magie, das Hausrezept: der Schüttelrhytmus! Meiner war wie folgt: die ersten 30 Sekunden durchgehend kippen, aber vorsichtig. Manche Chemie schäumt, weshalb man hier lieber vorsichtig herangeht – Gefühl, kein Cocktail. Danach, zu jeder vollen Minute, drei mal kippen und danach leicht kräftig aufsetzen, um eventuelle Luftbläschen vom Film zu lösen. Wir wollen überall gleichmäßigen Kontakt mit der Flüssigkeit.
Action
- Entwickler eingeben & Stoppuhr starten
- Kippen: 30 Sekunden durchgehend, dann alle 60 Sekunden 3x plus Aufsetzen
- Entwickler in Abfallbehälter gießen
- Dose wässern 2-5 mal füllen, kippen, in die Spüle ausgießen
- Fixierer eingeben, Gesamtzeit 5 Minuten, gleicher Kipprhytmus wie beim Entwickeln
- Fixierer zurück in die Flasche
- Dose ordentlich wässern
- Ein Spritzer Netzlösung in die Dose, mit Wasser auffüllen, Film bewegen
- Alles in die Spüle ausgießen, Film aufhängen
Zum Aufhängen kann ich noch den Tipp geben, ein wenig Platz auf dem Film zu lassen. Generell bin ich hier so vorgegangen, dass ich am Anfang beim Einlegen sehr großzügig war und den Transport sehr genau kontrolliert habe. Dazu habe ich am Ende des Filmes sicher 8 Bilder frei gelassen, weil die Ponys keine Lust mehr hatten und ich einfach nass war. Diesen Platz konnte ich hervoragend nutzen, um den Film an dieser Stelle um die Stange des Duschvorhanges zu hängen.
Zum Aufhängen kann ich übrigens Plastikklammern aus dem Baumarkt empfehlen. Richtige Filmklammern sind bestimmt das Optimale, war mir aber zu teuer. Unsere Wäscheklammern waren entschieden zu leicht und haben auch nicht wirklich fest geschlossen, weshalb der Film einfach durch rutscht. Die Klammern, die ich aus dem Baumarkt habe, haben eine ziemlich große Greiffläche, greifen fest genug und haben auch genügend Gewicht. Außerdem kosten sie nicht viel und sind universell einsetzbar.
Fazit
Nun bleibt als Fazit eigentlich nur zu sagen, dass das alles schon Spaß macht. Zumindest für mich bedeutet es endlich mal wieder etwas Neues, das nicht durch Perfektion oder Ergebnisse bestimmt wird. Zurück zum Hobby, das man nur für sich selber macht.
Hier ist die Reise aber natürlich noch nicht zu Ende, denn wir wollen die Negative ja vernünftig archivieren und auch präsentieren. Dazu müssen diese mal mindestens eingescannt werden. Diese Bereiche werde ich in eigenen Artikeln behandeln, dieser ist schon viel zu lang geworden.
Außerdem denke ich auch darüber nach, Filme zu vergleichen. Alle mit dem selben Entwickler, um eine Vergleichbarkeit gewährleisten zu können. Nix gegen den TRI-X, der hat schon seinen Charme. Aber ich will mal sehen, ob der T-MAX nicht vielleicht ein wenig sanfter mit dem Korn um die Ecke kommt. Schaun wir mal.
Hallo Daniel,
danke für deine umfangreiche Dokumentation! Ich bin auch Anfänger, was das Entwickeln von Filmen angeht und habe meine ersten paar Filme auch immer mit Adonal entwickelt. Bisher habe ich im Verhältnis 1+25 neun Minuten lang entwickelt mit guten Resultaten, aber jetzt wollte ich mal 1+50 ausprobieren. Da meine Filme tendenziell etwas unterbelichtet waren, habe ich 14 Minuten gewählt und das klappt sehr gut! Hast du mal andere Entwicklungszeiten oder Verdünnungen ausprobiert?
Den Wechselsack braucht man übrigens nicht unbedingt, ich gehe zum Einspulen einfach in den stockdunklen Keller 😉
Hallo Gerhard, vielen Dank für das Lob 🙂
Die Experimente sind ja jetzt schon was her und zwischendurch habe ich auch mal mit Farbe (C41) rumgemacht. Jetzt aber schon was länger nicht mehr, unter anderem weil die Filme ganz schön teuer geworden sind… Aber ich hätte schonmal Lust drauf, auch mal andere Mixturen auszuprobieren.