Ein weiterer Beitrag zum Thema Filmentwicklung, was nicht schwer ist, da dies erst der zweite Film ist, den ich zuhause selber entwickelt habe. Wieder ist es ein Kodak TRI-X 400, bei dem ich diesmal per Verdünnung versucht habe, das Korn zu beeinflussen. Spoiler: hat nicht geklappt. Das Korn ist immer noch so dominant wie beim letzten Film und ich muss wahrscheinlich einsehen, dass das einfach so ist. Die Kombinaion TRI-X 400 und Adonal scheint einfach zu hartem Korn zu führen. Vielleicht auch nicht zuletzt dadurch, dass Entwickler und Fixierer schärfefördernd sind. Obendrauf beurteile ich ja einen Scan, den ich leider kaum beeinflussen kann. Das bedeutet, da könnte durchaus eine Schärfung passieren.
Und was haben wir bei rauschenden Aufnahmen und Dr. Gauss gelernt? Wir schärfen das Rauschen mit. Ich will mir auf lange Sicht mal einen Lichttisch basteln, auf dem ich vielleicht auch Negative so schon bewerten kann, aber hauptsächlich will ich testen, wie das abfotografieren das Ergebnis verändert.
Entwicklung
Die Entwicklung an sich ist genau wie beim letzten mal abgelaufen, der einzige deutliche Unterschied war die Verdünnung des Entwicklers 1+75 statt 1+50. Dadurch verlängert sich die Entwicklungszeit von 13 auf 18 Minuten, aber wir sind ja hier nicht auf der Flucht. Außerdem brauche ich so nur 4 statt 6 ml Entwickler, also werde ich mit der 100ml Flasche 1-2 Filme mehr entwickeln können. Ist ja auch was wert.
Wie man auf den Bildern sieht, habe ich diesmal mehr Wert auf Formalitäten wie Sicherheitsvorkehrungen gelegt. Immerhin hantieren wir hier mit Chemikalien, die ich nicht unbedingt im Auge testen muss. Also ist eine Schutzbrille Pflicht. Genauso die Handschuhe. Ist schon richtig, dass man ohne Gummi mehr Gefühl hat. Aber Sicherheit geht vor!
Ein kurzes Wort zur bildlichen Dokumentation: Ich bitte, die Unschärfen zu entschuldigen. Ich hatte die Kamera auf einem kleinen Stativ mit Intervallauslöser (Magic Lantern). Leider ist es so nicht möglich, den Autofokus zu nutzen, also kann es schon mal sein, dass das bildwichtige Element nicht im Fokus liegt. Aber ich denke, man erkennt trotzdem alles.
Korn
Generell mag ich Korn. Meine Texte mögen andeuten, dass das nicht so ist, aber der Eindruck täuscht. Auch Filme mit ausgeprägterem Korn haben ihre Daseinsberechtigung, denn Korn hat auch seine guten Eigenschaften. Auf der einen Seite prägt es ein Bild natürlich mit einem bestimmten Look, den man hauptsächlich in größeren homogenen Flächen wahrnimmt. Wenn es aber feine Strukturen wie zum Beispiel Äste gibt, wird das Korn für ein unglaubliches Schärfeempfinden sorgen. Bei einigen Bildern aus diesem Versuch kann ich nicht sagen, ob die empfundene Schärfe wirklich eine Leistung des Objektives oder des Filmes ist.
Der Grund, warum ich hier versuche, Einfluss auf das Korn zu nehmen, ist einfach: Ich möchte den Film, den Entwickler und beide im Teamwork kennenlernen. Ich möchte lernen, wie die beiden zusammenspielen und sich beeinflussen lassen. Oder, ob das überhaupt möglich ist.
Objektiv und Adapter
Es ist eigentlich keine gute Angewohnheit, in einer Versuchsreihe mehr als eine Sache zu verändern. Aber ich konnte es einfach nicht abwarten und wollte unbedingt das neue Helios 44-2 auch an der Minolta mit dem Adapter testen. Rein theoretisch hätte es sein können, dass der Adapter nicht schließt und mir den ganzen Film mit Lichteinstrahlung versaut. Dass das Objektiv an sich in Ordnung ist, habe ich ja schon an einer DSLR getestet. Ich glaube zwar immer nur was ich sehe, aber trotzdem ist das schon mal ein guter Hinweis.
Nun kann ich sagen, dass mir das Objektiv an sich gefällt. Rein optisch gefällt es mir sehr gut, es war nicht teuer, die Mechanik finde ich interessant. Allerdings konnte ich noch nicht dieses übertriebene, heliostypische swirly Bokeh erzeugen, vielleicht nur eine Frage der Übung. Aber ich muss sagen, dass mir das Objektiv in Gegenlichtsituationen sehr gut gefällt. Auf jeden Fall was für einen Modelwalk in der Abendsonne.
Routine
Mir ist hier sehr klar geworden, dass der Vorgang des Film entwickelns, wie ich ihn hier betreibe, nicht sonderlich kompliziert oder schwierig ist. Allerdings ist es so, dass Routine und Übung sehr wichtig sind. Es gilt auf jeden Fall, jeden einzelnen Schritt im Prozess zu kennen und auch zu verstehen. Insgesamt habe ich für die Entwicklung dieses Filmes eine Stunde gebraucht. Da ist aber auch wirklich alles eingerechnet, von Kiste aus dem Keller holen bis aufräumen, nachdem der Film hängt.
Als Beispiel für (fehlende) Routine kann ich das Film einfädeln in die Schnecke anführen. Nachdem ich alles, inklusive meiner Hände im Dunkelsack hatte, musste ich feststellen, dass ich die Schere noch draußen liegen hatte. Da muss man natürlich vorsichtig sein, denn Licht auf dem Film in diesem Stadium verkürzt den Prozess enorm.
Ein zweites Beispiel ist, dass ich vor Start des Prozesses noch einmal sehr genau meine Notizen durchgegangen bin um sicherzustellen, dass ich auch wirklich weiß, was ich tue. Trotzdem habe ich zwischendurch immer wieder hineingeschaut, nur um ganz sicher zu sein. Nichtsdestotrotz: wenn alles durch ist und der Moment kommt, Licht an den Film zu lassen, geht mir die Pumpe. Was, wenn doch was war? War das auch wirklich die richtige Menge Flüssigkeit? Also eigentlich die Spannung und das Abenteuer, das ich in der Fotografie schon länger nicht mehr hatte. Ich liebe es!
Mehr Licht!
Wenn ich den Film nun so betrachte glaube ich, dass ich den TRI-X 400 in Zukunft wahrscheinlich mindestens +1 belichten werde. Generell sagt man zwar, dass man Film gegensätzlich zu Sensor belichtet (expose to the right), aber der hellere Look gefällt mir doch irgendwie besser.
Damit hier niemand Mist versteht, die Regel beim Belichten von dem Film ist nach wie vor, die Schatten zu messen. Im Gegensatz zum digitalen Sensor fressen die Lichter auf Film nicht so schnell aus und man kann im Nachhinein noch sehr gut korrigieren. Also, im Gegensatz zum digitalen Sensor: expose to the left!
Warum?
Gerade habe ich einen sehr schönen Artikel zum Thema gelesen, der hauptsächlich TMAX 400 und TRI-X 400 miteinander verglichen hat (wenn ich mich richtig erinnere…). Dort meint der Kollege, warum soll man über das analoge Fotografieren bloggen? Man kann in irgendeine Bibliothek gehen und sich ein 50 Jahre altes Buch aus dem Regal ziehen. Passt alles nach wie vor.
Nun, das stimmt natürlich. Aber hilft mir überhaupt nicht. Ich bin jemand, der nur durch das Machen lernt. Erst, wenn man selber in der Situation ist, stellt man die richtigen Fragen. Erst dann fallen die kleinen Ungereimtheiten auf. Und ich muss sagen, die alten Bücher zu dem Thema finde ich eher schwierig zu lesen und sie haben häufig nicht die Tiefe, die mir helfen würde, wirklich zu verstehen.
Obendrauf ist es eine gute Strategie beim Lernen, etwas noch einmal frei wiederzugeben und es jemand anderem zu erklären. Man geht im Kopf nochmal alles durch, denkt nochmal über Details nach. Und, nicht zuletzt, für dich, mein treuer Leser. Vielleicht hilft es dir, vielleicht ist es nur eine Ablenkung für 5 Minuten. Ist mir beides Recht.
weiter so