Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

Bad Hair Day Modelwalk

Diesmal möchte ich von einem Modelwalk mit sehr interessantem Konzept berichten. Der liebe Herr Kollege Jörg Hövel hat zu einem Modelwalk aufgerufen, bei dem sich nur Models anmelden können. Die Zusagen erfolgten dann nicht nach Sympathie oder Sedcard Qualität, sondern ziemlich streng nach der Reihenfolge. Wer sich also zuerst gemeldet hat, bekam einen Platz. Als nächstes benannten diese dann einen Fotografen, mit dem sie gerne arbeiten würden und dieser musste zusagen, ohne das Modell zu kennen. Zumindest bei mir war das ein Blindflug, nur einen zarten Hinweis auf Rebecca habe ich bekommen.

 

Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

 

Aber auch interessant, denn ich vertrete ja immer noch die Meinung, dass man als Fotograf erst dann gut ist, wenn man mit wirklich jedem Material arbeiten kann. Natürlich spricht nichts dagegen, sich ab und an die Rosinen rauszupicken und nach den eigenen Vorlieben zu gehen. Allerdings werden sich nur die Fotografen meinen Respekt verdienen, die unabhängig von den Gegebenheiten gutes Material liefern können. Entsprechende Portfolios erkennt man daran, dass dir Fotos nicht nur vom Inhalt leben, sondern auch andere Qualitäten haben. 

Available Light

Natürlich hatte ich wieder meine treue und geschundene 60’er Softbox mit, allerdings war bei dem Wind an Softbox nicht zu denken. Die hätte man auf einem Skateboard als Segel verwenden können. Also, getreu meinem Lebensmotto „Scheißwasdrauf“, einfach los fotografiert. Auf der anderen Seite hat der Wind natürlich auch seine guten Seiten, nur selten bekommt man so lange und schwere Haare, wie Rebecca sie hat,  wirklich ans fliegen. Ich finde es zwar besser, wenn ich die Wahl habe, welche Mittel ich einsetze, aber so ist das dann. Mit der Softbox hätte ich mir ein bisschen Bildbearbeitung gespart, weil ich ja bei Portraits das Gesicht immer gerne eine halbe bis ganze Blende heller als den Hintergrund habe. Da ich aber sowieso fast jedes Bild durch Photoshop jage, macht das in diesem Fall nicht so einen großen Unterschied. Außerdem ist diese Taktik bei den spontan geplanten Gegenlicht Lifestyle Aufnahmen auch gar nicht so angesagt. Da darf das Gesicht auch mal dunkler sein, es geht eher um das ganze Bild denn um einen bestimmten Aspekt. 

 

Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

Bildbearbeitung

Die Bearbeitung der Bilder ist hier sehr zurückhaltend, wie ihr schon seht. Es wurde nichts manipuliert, nur global und lokal ein wenig mit Licht nachgeholfen. Man kann jetzt sagen, sie hätte ihr Gesicht auch einfach ins Licht drehen können. Dann hätten wir aber keine Gegenlicht Aufnahmen gehabt. Zudem kann ich mir nur selten aussuchen, aus welcher Richtung der Wind weht. In diesem Fall wollte ich durch die in Richtung Kamera fliegenden Haare einen räumlichen Effekt erzeugen, der noch durch die extreme Brennweite von 17mm unterstützt wird.

 

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Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

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Ja, manch einer wird sagen „Aber jeder weiß doch, dass man Portraits nur mit langen Brennweiten macht!“. Meine Antwort darauf ist eigentlich nur, dass man sich in jeder Situation neu aussuchen sollte, welcher Regel man folgt und welche man bricht. Wenn alle stets die selben Regeln auf die gleiche Weise befolgen, machen wir auch alle stets die gleichen Bilder. Eine schreckliche Vorstellung, oder?

Posing / Erfahrung

Rebecca hat noch nicht so viel Erfahrung vor der Kamera, aber das war mir ganz lieb. Es ist doch immer sehr anstrengend, wenn man jemanden erst aus einem gedanklichen Käfig lösen muss, damit er wieder frei agieren kann. So sehe ich es häufig, dass bei Posen mit Händen im Gesicht die „Kralle des Todes“ zum Einsatz kommt. Ich habe keine Ahnung, was sie Aussagen soll und schön finde ich das erst gar nicht.

 

Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

 

Was ich sagen will: die Arbeit mit Anfängern hat ihre Vorteile. Wenn ich mit jemandem ohne Erfahrungen unterwegs bin, kann ich alles so gestalten, wie ich es will, meist ohne zu viel Widerstand. Die wichtigste Voraussetzung ist natürlich, dass die Person vor der Kamera mit sich selbst im Reinen ist und diese Fotos auch wirklich will. Mit ganzem Herzen dabei ist, sozusagen.

Auf der anderen Seite braucht es natürlich auch Zeit, Positionen zu erklären. Damit ist es natürlich nicht getan, sondern man muss dann auch erklären, wie die Position zustande kommt, was sie bedeutet und wie die einzelnen Dinge zusammenspielen. So oder so freue ich mich aber jedesmal, wenn jemand erkennt,  was für Mühe ich mir gebe und sich speziell für die Anweisungen bedankt.

Altstadt

Die Aktion fand in Düsseldorf statt, wie viele bestimmt schon Messerscharf erkannt haben. Da bietet es doch natürlich an, auch die wunderschöne Altstadt einzubeziehen. Mir spielt das bei solchen Aufnahmen in die Hände, denn ich finde, ein bisschen Leben im Hintergrund tut den Bildern gut. Rebecca fand das eher herausfordernd, so abgeklärt ist sie noch nicht. Aber ich finde, sie hat das super gemeistert. Wir haben uns da aber auch zuviel Sorgen gemacht, denn die erhofften Anfeuerungsrufe blieben leider aus.

 

Rebecca Modelwalk Portrait mit fliegenden Haaren

 

Tja, so bleibt mir zum Abschluß nur zu sagen, dass ich quasi ohne Erwartungen zu dieser Aktion aufgebrochen bin und sehr positiv überrascht wurde. Ich habe sehr viele, sehr schöne Bilder herausbekommen, die ich durchaus als Bereicherug im Portfolio empfinde. Und ich meine, Rebecca geht es genauso 🙂

Der Dank an Jörg darf natürlich auch nicht fehlen, ich finde dies ein mutiges und erfrischendes Konzept. Zielgruppe, zumindest bei den Fotografen sind hier wahrscheinlich auf der einen Seite diejenigen, die noch nicht so viel Erfahrung haben und gerne ohne Druck herumprobieren wollen. Auf der anderen Seite wahrscheinlich aber auch die Fotografen, die schon einiges an Erfahrung haben und in der Lage sind, aus fast jeder Situation etwas zu machen. Aber wie immer ist das alles nur meine ganz persönliche Meinung.

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