Nein, meine Festplatte ist nicht kaputt und es sind auch keine Daten abhanden gekommen. Obwohl, ich muss sagen, dass mir das auch schon passiert ist. Aber der Reihe nach… Zuerst noch der Hinweis, dass dieser Artikel quasi die Fortsetzung von Schickt mir eure Nummer, mein Handy wurde geklaut !!! ist.
Festplatten
Festplatten gehen kaputt. Das ist ein Fakt, die einzige unbekannte Variable hier ist die Zeit. Man hört immer wieder Aussagen wie:
Ich verwende meine Festplatte schon zwölfzig Jahre und alles ist gut!!11!“
Da kann ich nur sagen: Glückwunsch. Anderen geht es nicht so, denn viel häufiger lese ich:
Oh nein, alle meine Fotos und Dokumente sind weg, oh mein Gott! Schickt mir, was ich euch geschickt habe!
Auch, wenn das jetzt vielleicht so wirkt, ich möchte mich auf keinen Fall über irgendwen lustig machen. Mir tut jeder leid, der solch einen Verlust erleidet. Allerdings bedeutet das nicht, dass ich dafür Verständnis habe. Bei Diskussionen höre ich dann häufig das Argument:
Ich bin halt kein ITler!
und genau dann steige ich aus. Ich meine, da gibt es Leute, die digitale Güter schaffen, sogar davon leben. Zeichnungen, Fotos, Dokumente etc. Da reicht doch der allgemein vorhandene, gesunde Menschenverstand aus um sich darüber klar zu werden, dass es da etwas gibt, dessen Verlust mir weh tun wird. Es ist absolut richtig, dass man ohne entsprechendes Fachwissen daran nicht viel ändern kann. Allerdings hat ja jeder einen Mund zum sprechen und kann im Bekanntenkreis herumfragen, wie die Leute auf eine bestimmte Situation reagieren würden. Dann nimmt man etwas Geld in die Hand und spendiert dem Fachmann hinterher einen Kasten Bier. Auf jeden Fall besser als die Alternative.
Datenhaltungsstrategie
Um Datenverlust vorzubeugen, muss man sich erstmal darüber klar werden, was man denn überhaupt schützen will und wie man das am einfachsten in den Alltag integriert. Der Mensch funktioniert nun mal so, dass alles, was einen Extraaufwand bedeutet, sehr bald nicht mehr gemacht wird und alles, das manuell gemacht werden muss, vergessen wird. Da nehme ich mich nicht aus.
Meiner Meinung nach ist es also eine gute Idee, digitale Güter (in meinem Fall Fotos und Dokumente) an einem Zentralen Ort zu lagern. Das hat den Vorteil, dass alle Geräte darauf zugreifen können, jeweils immer auf den aktuellsten Stand. Das hat aber auch den Nachteil, dass bei Verlust dieses zentralen Speichers auf einen Schlag alles weg ist. Dies gilt es natürlich zu verhindern.
Was und wie?
Bei mir gibt es verschiedenes, das gesichert werden muss. Da wären natürlich die Fotos, die ich so mache. Davon gibt es mittlerweile so viele, dass diese schon lange nicht mehr auf irgendeinen Laptop passen. Sie müssen also zwangläufig direkt auf dem NAS gespeichert werden. Der Vorteil ist: genug Speicherplatz und Zugriff von jedem Gerät (wir haben mehrere Laptops für verschiedene Zwecke, Handys und Tablets). Der Nachteil: Zugriff per WLAN ist nicht der schnellste. Zudem gibt es Software, die nicht mit Daten auf einem Netzlaufwerk arbeiten will. Nun, das ist ein Windowstypisches Problem, aber leider gibt es die Adobe Produkte nicht für Linux. Für den Mac zwar, was auch ein Unix ist, aber seien wir mal ehrlich: Nicht (mehr) für den Preis.
Fotos, die vom Handy kommen, werden per Foldersync auf das NAS kopiert. Die Synology bietet einen SFTP Zugang, also ist der Transfer entsprechend gesichert. Das kann per Job geplant werden, also hier keine Gefahr vor menschlichem Einfluß.
Dann gibt es natürlich noch diverse Konfigurationsdaten, zum Beispiel für das Wacom Tablet. Es gibt Zeiten, da verliert das Teil alle Paar Tage seine Konfiguration und benimmt sich dann wie am ersten Tag. Nervig, wenn man nur gad eben was retuschieren wollte. Zum Glück kann man die Konfiguration exportieren, also kein Problem. Ebenso die Konfiguration des Email Programmes. Da steckt irre viel Arbeit drin, also möchte ich davon auch ein Backup an einem sicheren Ort.
Worauf ich hier hinaus will? Man muss sich darüber klar sein, dass es auf diesem zentralen Datenhaltungspunkt Daten gibt, die Originale sind und Daten, die selbst schon Backups sind. Das ist dann für die Frage wichtig, was auf die externe Sicherung muss und was nicht.
Backup
Ich selbst regle das mit einer Synology 916+. Dieses Gerät erlaubt es mir, von überall sicher auf meine Daten zuzugreifen. Es kann vier Festplatten aufnehmen und kann mit verschiedenen RAID Typen umgehen. Ich selbst lasse jeweils zwei Festplatten zusammen arbeiten und sich gegenseitig spiegeln. Das nennt sich dann RAID 1 und bedeutet, dass alle Daten zeitgleich auf zwei Festplatten gespeichert werden.
Eingangs habe ich gesagt, dass auch mir schon Festplatten kaputt gegangen sind. Natürlich, unweigerlich. Allerdings ist das für mich kein Beinbruch, denn wenn die Inhalte auf zwei Festplatten gleichzeitig gespeichert werden, kann eine Festplatte ohne Probleme ausfallen. Diese sollte dann natürlich so schnell wie möglich ausgetauscht werden.
Wer nun einen Schritt weiter denkt, kommt unweigerlich zu dem Gedanken, dass natürlich physikalische Einwirkungen (die Katze schmeißt das Teil runter) oder natürlich Einflüsse (Blitzschlag brät die gesamte Hauselektronik oder der Fluß läuft über) trotz allem alle Daten vernichten können. Ja, das ist natürlich richtig. Gut aufgepasst!
Damit also dieser zentrale Datenspeicherpunkt nicht einfach alles in den Abgrund reißt, muss ein Backup her. Das mache ich ebenfalls auf eine Festplatte, die ich bei Freunden ausgelagert habe. Aber das ist auch eine Festplatte, die irgendwann mal nicht mehr anspringt. Also gibt es davon zwei, die sich im Abstand von einigen Wochen abwechseln. Hier kommt der manuelle Faktor ins Spiel, ich müsste die beiden Backup Festplatten sehr viel häufiger rotieren als ich es tue. Aber ich bin halt auch nur ein Mensch.
Weiter oben habe ich von Originalen und Duplikaten gesprochen. Ich will hier nur kurz mit einem Missverständnis aufräumen: weder das NAS, noch die Festplatten im RAID sind ein Backup. Seine Daten auf diese Art zu organisieren ist nicht ausreichend, denn das schützt nur vor physikalisch bedingtem Schaden, natürlich aber nicht vor versehentlichem löschen und ähnlichem. Das passiert schneller, als man meint.
Restore
Also, nun haben wir unsere Daten an einem zentralen Punkt gesammelt und damit die Kontrolle darüber. Mit Kontrolle meine ich, wir wissen, was für Daten es überhaupt gibt, haben diese korrekt kategorisiert und gesichert. Nun kommt der Tag. BAM! Alles weg. Und nun?
Ein ungetesteter Restore ist so gut wie kein Backup gemacht zu haben
Nun schmeißt ihr eure Backup Software an und guckt wie eine Kuh wenns donnert, als die Software ein Passwort haben will. Oder einen Schlüssel irgendwo gespeichert hat. Oder ganz einfach nicht will. Damit will ich sagen: das Backup einzurichten ist richtig und gut, aber da ist der Weg noch nicht zu ende. Der Restore muss getestet werden. Ihr müsst mit der Prozedur vertraut sein und diese verstanden haben.
Glaubt mir, wenn der Tag da ist, habt ihr Stress. Keine Zeit zum nachdenken. Kunden, Familienmitglieder oder sonstwer sitzen euch im Nacken und ihr könnt nicht mal sagen, wie lange das denn jetzt dauert. Das läuft ganz sicher auf eine Kriese hinaus, die damit endet, dass ihr Kunden verliert und die Familie wieder damit anfängt, Daten auf Laptops und Handys zu speichern. Wenn das Handy dann weg ist oder die Festplatte im Laptop den Geist aufgibt, dürft ihr nichtmal selbstgefällig grinsen. Die Hölle!
Fazit
Ganz sicher soll diese lange Ansprache nicht altklug klingen. Es ist mir einfach wichtig, dass meine Kollegen und Freunde auf den „Ernstfall“ vorbereitet sind. Die Welt funktioniert schon lange digital. Es ist für jeden von uns wichtig,sich darauf einzulassen und entsprechend zu reagieren. Dazu gehört übrigens auch, zu entscheiden, wo und wie man den großen Konzernen seine Daten überlässt. In diesem konkreten Fall, ob man seine Daten in einer großen, „kostenlosen“ Cloud speichert, oder in der eigenen.
Ganz speziell zu diesem Thema ist ein weiterer Artikel geplant, der sich damit beschäftigt, wie meine Frau und ich zusammen arbeiten – auf der digitalen Ebene.