Wie es sich für ein richtiges Projekt gehört, brauchen wir für das Hotel Fashion Projekt natürlich auch schön Making Of. Gehört sich ja so, nach einem tollen Film genießen wir auch häufig die Extras, um mehr über die Geschichte dahinter und die Akteure in natura zu erfahren. Außerdem sind so viele schöne Bilder nebenbei entstanden, es wäre quasi ein Verbrechen 😀
So, dann wollen wir mal. Nehmen wir an, man wollte mal so richtig auf die Kacke hauen und ein richtig cooles Fotoprojekt aufziehen. Da muss man zuerst einmal darüber nachdenken, was man denn so braucht.
Thema
Ja, ein Thema wäre nicht schlecht. Spätestens, wenn man nicht alleine an etwas herumwerkelt, muss man kommunizieren und sich abstimmen, Ziele und Strategien festlegen. Aus einer Laune heraus, die ich jetzt gar nicht mehr so zurückverfolgen kann, habe ich mich auf Barock festgelegt. Wobei ich mir jetzt gar nicht mehr so sicher bin, ob ich wirklich Barock meinte. Vielleicht auch eher eine freie Interpretation in Richtung Neo-Barock mit einem Schuß Romantik… Das war aber nur mein Startpunkt, denn es ist klar: wenn man Leute motivieren will, für möglichst wenig oder sogar gar kein Geld für einen zu arbeiten, muss man etwas anderes als Gegenleistung bieten. Das war in diesem Fall ein bescheidenes Budget für das Styling, erhebliche Mitspracherechte und natürlich übelst endgeile Bilder.
Team
Eine andere Gegenleistung von mir ist normalerweise, dass ich darauf achte, dass sich wirklich ein Team formt. Ich lege sehr viel Wert auf offene und direkte Kommunikation sowie darauf, die Talente der einzelnen Personen optimal zu nutzen. Um das zu erreichen, braucht es vernünftige Kommunikationskanäle und eine gute Kommunikationskultur. Denn wann fühlt sich eine Gruppe als Team? Wenn alle eingebunden werden und es ein klares Ziel gibt. Wenn jeder weiß, worum es geht und sich jeder nach eigenem Ermessen einbringen kann.
So habe ich mit Stefanie Jördens aka Bamboo Bandit als Visa das Projekt gestartet und mit ihr zusammen sehr viele Modelle gesichtet. Ganz klar haben wir hier auf Augenhöhe verhandelt, denn ohne den Anderen geht es einfach nicht. Zudem wollten wir nach dem Waldportrait Projekt nocheinmal miteinander arbeiten, denn spätestens seitdem wissen wir, dass wir uns menschlich und professionell aufeinander verlassen können. Sie war es auch, die die wundervolle Nathalie Schulz als Stylistin an Bord geholt hat. Ein unglaublicher Glücksgriff, ohne den ich mir das Projekt im Nachhinein nicht so Erfolgreich vorstellen kann.
Mit zwei Modellen, einmal Visa und einmal Stylist entsteht genug Freiraum für einen zweiten Fotografen, also habe ich mir meinen alten Foto-Buddy Jens Kirch an die Seite geholt. Eine sehr tatkräftige Unterstützung, für die ich sehr dankbar bin. So wie die beiden Modelle sehr unterschiedliche Charaktere sind, sind auch Jens und ich sehr unterschiedliche Menschen und Fotografen. Mit dieser Kombination hoffte ich, dass für jeden etwas dabei sein wird.
Location
Das mit der Location war am Ende doch schwerer und einfacher zugleich, als ich gehofft hatte. Klingt komisch, ist auch so. Mit dem Thema war ich ziemlich festgelegt und hatte auch ganz bestimmte Bilder im Kopf, wie die Sache dann auszusehen hatte. Optimal wäre ein Flügel in einem Schloß gewesen. Auch kein Problem, das sich nicht gegen Einwurf großer Scheine lösen ließe. Nun, große Scheine gab es nicht. Nur kleine. Ein paar. Also habe ich, mit möglichen Terminen im Hinterkopf, verschiedene Locations angeschrieben und angerufen. Dabei bin ich, wie immer, sehr offen mit meinen Plänen umgegangen. Der größte Albtraum wäre für mich, dass ich eine Suite oder ähnliches irgendwo miete, mit dem Sechsköpfigen Team und Gepäck für drei Wochen einreite und der Verantwortliche das gar nicht Lustig findet. So endet ein Projekt schon mal, bevor es angefangen hat.
Diese Offenheit hat sich meiner Meinung ausgezahlt, denn so wusste ich direkt, wer solche Vorhaben unterstützt und wer nicht mein Freund wird. Das Hotel, das es dann am Ende geworden ist, hat uns sehr gastfreundlich empfangen und in vielen Kleinigkeiten unterstützt. Ich muss sagen, wir haben uns wie Gäste gefühlt. Einfach optimal, wenn man ein Risiko von der Liste streichen kann. Man liest ja häufiger den Spruch „wo kein Kläger, da kein Richter“ zu diesem Thema, aber das ist nicht mein Weg. Ich stelle mir nur mal vor, ich vermiete mein Studio und stelle fest, dass mir bewusst Informationen vorenthalten wurden und da Dinge passieren, die ich nicht lustig finde. Ich wäre stinksauer… Denn: was du nicht willst, dass man dir tut!
BTW: Am Ende haben wir einen sehr guten Preis gezahlt, weil ich per Telefon reserviert und das Projekt mit meinem üblichen Charme verkauft habe 😉
Als vielleicht letzten Punkt für die Location muss ich hier mal eine Lanze für den Typen brechen, der die Räume fotografiert hat. Das Bild sah so gut aus! Der Raum riesig! Dann betreten Jens und ich den Raum, um einen Eindruck zu bekommen – und er war voll. Mein erster Gedanke war „Vergiss es. Keine 6 Leute hier drin, mit Gepäck und immer der anderen Kamera aus dem Weg gehen. Unmöglich!“. Aber es stellte sich heraus, dass mit guter Laune im Team so einiges möglich ist 🙂