Von der Perfektion in der Fotografie

Von Fotos und Perfektion

Zu diesem Artikel von Paddy muss ich mich jetzt auch mal zu äußern…

Normalerweise respektiere ich Paddy und mag ihn auch ziemlich gerne. Nur grad jetzt denke ich mir: geht’s noch?

Die Bearbeitung und der Grad der Perfektion ist doch mal ganz klar eine Frage des persönlichen Stils. Da kann ich jetzt nicht verstehen, wie man das nicht verstehen kann. Wenn man Bilder prinzipiell nur grob durch Lightroom jagt, fein. Auch ich fotografiere so nah am Ergebnis wie möglich. Aber je nach Auftrag ist einfach mehr gefordert. Aktuell habe ich einen Kunden, der meinen Sinn für Perfektion teilt. Was heißt das? Ich liefere dort nichts halbfertiges ab. Wenn da ein Aufkleber im Fenster stört, wird der entfernt. Jedesmal. Wenn Licht reflektiert und von der Aussage des Bildes ablenkt, wird das entfernt. Jedesmal. Und wisst ihr was? Das ist gut so! Denn dadurch definiere ich mich und meine Leistung, durch Qualität und Perfektion. Meine Kunden wissen, dass sie sich auf Qualität verlassen können. Natürlich drängelt ein Brautpaar schon mal ein bisschen, aber das ist normal und niemals böse gemeint. Eine Hochzeit mit 500 Fotos kann schon mal zwei Wochen dauern, denn bei mir gibts nicht schnell, sondern gut. Businesskunden dagegen wissen sehr wohl, dass ein Auftrag auch mal ein paar Tage länger braucht. Vor allem, wenn man sich vorher über den Grad der Details unterhalten hat.

GutSchnellGünstig – Sucht euch zwei aus, alle drei geht nicht.

Auch bei mir warten Leute teils Wochen auf Bilder, aber das ist bekannt und ich kanns nicht ändern. Aktuelles Beispiel: ein paar Shootings habe ich hinter mir, bin fröhlich am bearbeiten, ringsum. Jeder hat schon was bekommen, jeder bekommt noch was. Das ist TFP, also in meiner Freizeit (das ist die Zeit, die nach einem 25 Stundentag übrig ist). Wobei jeder, der bis drei zählen kann weiß, dass ich TFP natürlich auch für das eigene Portfolio mache. Werde ich da halbfertiges raushauen, weil jemand nicht warten kann? Nein, ganz sicher nicht…

Und dann kommt jemand mit einem Auftrag und – bezahlt dafür. Dann warten alle anderen. Peng. So ist das Leben.

Auf der anderen Seite gehe ich damit aber auch verantwortungsvoll um – denke ich. Das äußert sich aktuell darin, dass ich meine letzten Termine für freie Projekte in diesem Jahr längst vergeben habe. Beide im November. Ja, das ist noch was hin. Aber da sieht man mal, dass es Leute gibt, die meine Leistung zu schätzen wissen und dann auch auf so einen Termin warten. Auf die Fotos zum Glück nicht, denn ich plane entsprechend. Ein einziges mal hatte ich den Fall, dass ein Modell ungeduldig war und das zum Glück vorher gesagt hat. Gab es keinen Termin, besser für beide Seiten.

So, habe fertig. Weiß auch nicht, warum das so heraus gebrochen ist. Wahrscheinlich, weil das von Paddy einfach überraschend kam und ich diese Sichtweise unprofessionell finde. Speziell, bezahlte und freie Arbeiten gleichzusetzen. Das gibts bei mir nicht. Das nächste ist wahrscheinlich, dass ich mich eigentlich gar nicht über die Kommentare unter dem dazugehörigen Facebook Post gewundert habe. Natürlich melden sich da die Leute, die ebenfalls Bilder so schnell wie möglich raushauen. Bilder, bei denen ich mir manchmal denke „hättest du da mal etwas mehr Zeit investiert… Vernünftige Hautretusche, ein bisschen mehr Detailverliebtheit im Hintergrund…“. Da war jemand, der nach einem Termin so aufgeregt ist, dass er nicht schlafen kann und am liebsten alle sofort bearbeitet. Da fällt mir nur ein: „Alter, werd‘ erwachsen…“. Aber so ist das. Jeder ist anders. Ich bin ich und bleibe das auch.

Schreibt mir doch mal, wie ihr das seht, jeder aus seinem Blickwinkel. Modell, Visa, Fotograf, Kunde.

 

PS: ein bisschen kam mir ja der Gedanke, dass Paddy das nur so plakativ schreibt, um Traffic zu generieren. Aber das würde er nicht machen, oder? ODER?

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